Gender Pay Gap gleich Gender Pension Gap

19.04.2023 | bAV, Presse

18 Prozent, das ist der Verdienstunterschied von Frauen und Männern in Deutschland pro Arbeitsstunde (brutto). Weltweit liegt der Gender Pay Gap (GPG) bei 20 Prozent. Wirft man allerdings einen Blick auf Europa, rangiert Deutschland damit auf dem viertletzten Platz. Zum Vergleich: den niedrigsten Wert hat Luxemburg mit 0,7 Prozent, den höchsten Lettland mit 22,3 Prozent.

Jedes Jahr veröffentlicht das statistische Bundesamt den unbereinigten und bereinigten GPG.
In Deutschland liegt der unbereinigte GPG bei 18 Prozent was auf strukturelle Faktoren wie Unterschieden in Dauer, Umfang und Art der Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern, zurückzuführen ist.
So gibt es beispielsweise noch immer vorherrschende frauen- und männertypische Berufe, bei denen erstere deutlich weniger entlohnt werden. Zudem sind es primär Frauen, die ihren Job unterbrechen oder in Teilzeit arbeiten, um sich um die Kindererziehung zu kümmern. Rechnet man die strukturellen Faktoren heraus, erhält man den bereinigten GPG, der sich momentan auf 7 Prozent beläuft. Das bedeutet, dass Frauen trotz gleicher oder vergleichbarer Qualifikation 7 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Frauen sind deutlich stärker von Altersarmut bedroht

Diese Ungleichheit hat auch drastische Folgen für die finanzielle Versorgung der Frauen in der Rentenzeit. Denn das niedrigere durchschnittliche Einkommen, Pausen während der Berufstätigkeit oder die Reduzierung der Arbeitszeiten führen zu niedrigeren Rentenansprüchen.
Laut statistischem Bundesamt lag das geschlechterspezifische Gefällte bei den Alterseinkünften bei 29,9 Prozent, also knapp ein Drittel niedriger als die von Männern. Ohne die Berücksichtigung von Hinterbliebenenrenten wäre das Rentengefälle laut der Statistik sogar noch deutlich größer. Ohne die Hinterbliebenenrenten würde der Gender Pension Gap danach 42,6 Prozent betragen.

Jede fünfte Frau ab 65 gilt als armutsgefährdet

Die Armutsgefährdungsquote bei Frauen ab 65 Jahren fiel im Jahr 2021 mit 20,9 % höher aus als bei den gleichaltrigen Männern mit 17,5 %. Ein Mensch gilt laut EU-Definition als armutsgefährdet, wenn ihm weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung stehen.

Besonders Frauen müssen vorsorgen

Daher ist es gerade für Frauen wichtig, ihre Altersvorsorge frühzeitig in die eigenen Hände zu nehmen.
Diese Gefahr wurde erkannt. Die Metall-Rente Jugendstudie aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 84 Prozent der jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren Angst davor haben, im Rentenalter nur eine geringe Rente zu bekommen und in die Altersarmut abzurutschen.
Allerdings führt diese Sorge nicht zu Handlungen. So ist es besonders alarmierend, dass nur noch 29 Prozent der jungen Frauen regelmäßig für ihr Alter sparen. Während von den jungen Frauen im Vergleich zu 2010 heute 10 Prozentpunkte weniger regelmäßig vorsorgen, haben junge Männer ihre Anstrengungen deutlich erhöht: Statt 38 Prozent legen heute 45 Prozent regelmäßig Geld für ihren Ruhestand beiseite.

Financial Wellbeing im Unternehmen hilft

„Wir merken in unseren Beratungsgesprächen, dass bei Frauen ein sehr großes Interesse an betrieblicher Vorsorge besteht. Deshalb ist es wichtig, dass der Arbeitgeber im Vorfeld die richtigen Impulse setzt und auf die Notwendigkeit aufmerksam macht, die Vorsorge aktiv anzugehen.“ Tobias Bailer, Geschäftsführer der pension solutions group.

Hier ergibt sich ein Handlungsbedarf für die Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen mit Financial Wellbeing-Strategien helfen können, sich frühzeitig mit der finanziellen Sicherheit zu beschäftigen. Es sind gut durchdachte betriebliche Vorsorgekonzepte des Arbeitgebers gefragt. Gerade Mitarbeiterinnen sollten gezielt auf das Problem der Altersarmut und die Notwendigkeit aufmerksam gemacht werden, rechtzeitig mit dem Sparen anzufangen.
Dabei bieten Arbeitgeber mit einem attraktiven Altersvorsorge-Angebot Anreize, die Altersvorsorge anzugehen.

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