„Nur einen kleinen Schubs“
Das DUP UNTERNEHMER-Magazin hat mit Tobias Bailer, Geschäftsführender Gesellschafter der Pension Solutions Group, als einem der führenden Experten für die Analyse, Konzeption, Kommunikation und Betreuung von betrieblichen Vorsorgelösungen über die Versorgungssituation in deutschen Unternehmen gesprochen.
Unternehmer sind ein bisschen wie Mittelfeldspieler. Sie müssen den Blick nach vorn richten, das Spiel vorantreiben – dürfen aber auch die Absicherung nicht vernachlässigen. Derzeit steht für viele Chefs die Absicherung ihrer Mitarbeiter nicht im Fokus – kein Wunder in Zeiten von Corona und wirtschaftlicher Unsicherheit. „Gerade die Vorsorge fällt in unruhigen Zeiten gern hintenüber“, beobachtet Tobias Bailer von Pension Solutions. Und das ist ein Fehler. Immerhin ein Fehler, der sich leicht korrigieren lässt.
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Was ist die erste Frage, die Ihre Kunden Ihnen stellen?
Tobias Bailer: Die nach den rechtlichen Grundlagen und danach, ob man das wirklich anbieten müsse. In der Theorie haben wir in Deutschland schon vieles gemacht, doch in der Praxis braucht es noch den entscheidenden Schubs.
Was heißt das?
Tobias Bailer: Das bedeutet, ganz klar zu machen, dass es einen Grund dafür gibt, betriebliche Altersvorsorge ernster zu nehmen und eine entsprechende Verpflichtung einzugehen, auch in der Kommunkation. Viele Arbeitnehmer gehen beim Thema Vorsorge in eine Abwehrhaltung und haben damit eine Entscheidung gegen etwas getroffen, von dem sie gar nicht wissen, wogegen sie sich entschieden haben.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Tobias Bailer: An einer Reihe von Faktoren. Zum einen haben Unternehmen teils noch nicht erkannt, dass sie mit dem Thema die Arbeitgeberattraktivität steigern können. Zum anderen bestehen Befürchtungen, dass der Aufwand auf Arbeitgeberseite im Administrationsbereich aufgrund fehlender Digitalisierung zu hoch ist. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit spielen ebenfalls eine Rolle. Oft findet ein reiner Versicherungsproduktverkauf statt ohne auf individuelle Wünsche einzugehen und ohne richtige Beratung der Mitarbeiter. Aber gerade eine gute Kommunikation in die Belegschaft hinein ist außerordentlich wichtig für die Akzeptanz der betrieblichen Vorsorge.
Hätten Sie einen Wunsch an die Politik frei, welcher wäre das?
Tobias Bailer: Eine Simplifizierung der Systeme. Das Betriebsrentenstärkungsgesetz war vonseiten des Gesetzgebers schon ein Schritt in die richtige Richtung. Aber was wir auf gar keinen Fall brauchen, ist ein weiteres staatliches Vorsorgesystem.
Braucht es angesichts dieser Herausforderungen eine Art „Chief Vorsorge Officer“ in jedem Unternehmen?
Tobias Bailer: Wissen Sie, die Kneipe steht und fällt mit dem Wirt. Insofern bräuchte tatsächlich jedes Unter-nehmen eigentlich einen „Chief Vorsorge Officer“, einen Verantwortlichen, der sich diesem Thema widmet. Wenn der Arbeitgeber selbst dahinter steht, die Dinge Ernst nimmt und seinen Dienstleistern vertraut, dann kann man einen Lemmingeffekt erzielen, das Thema in der Breite voranbringen. Davon profitieren dann alle.
Veröffentlicht: DUP-Unternehmermagazin
Bilder: pension solutions group
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